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Immer wieder wird der Arzt bei seinem alkoholkranken oder medikamentenabhängigen Patienten erleben, dass dieser sich beharrlich weigert, sein Problem zuzugeben und Hilfe anzunehmen. Die Trinkmenge bzw. die Menge der eingenommenen Medikamente wird geringer angegeben, als es der Realität entspricht. Darüber hinaus versteht es der Suchtkranke, allerlei Gründe dafür anzugeben, warum er seine Droge braucht. Es werden soziale, psychische oder auch körperliche Gründe angegeben.

Im Gegensatz zu diesem Festhalten am Suchtmittel ist bei einem Suchtkranken regelmäßig auch zu beobachten, dass er immer wieder, wenn auch vergeblich, versucht, seine Abhängigkeit in den Griff zu bekommen. Er "kämpft" dagegen, abhängig zu sein, und besonders wehrt er sich dagegen, die Konsummenge des genossenen Alkohols bzw. der eingenommenen Medikamente nicht mehr kontrollieren zu können. Mittel in diesem Kampf mit der Krankheit sind Trinksysteme und Trinkpausen. Im Verlauf der Krankheit kann es durchaus Phasen geben, in denen es dem Patienten zeitweilig besser geht. Diese Besserungen werden vom Patienten fälschlich als Beweis genommen, dass er gar nicht abhängig sei. Längerfristig sind Alkoholkrankheit und Medikamentenabhängigkeit fortschreitend, solange Alkohol oder entsprechende Medikamente eingenommen werden.

Leidensdruck. Wie andere Krankheiten auch, erzeugt die Alkoholkrankheit im Laufe der Zeit einen Leidensdruck. Dieser Leidensdruck hat seine Ursachen zunächst in den sozialen Schäden, die sich als Folge der Suchtkrankheit einstellen. Später kommen dann die körperlichen und seelischen Folgeschäden sowie die quälenden Entzugserscheinungen dazu. Erkenntnis und Zugeben der Leiden, die die Suchtkrankheit verursacht, sind wesentliche Voraussetzung für die Gesundung.

Aufklärung des Patienten. Offensichtlich reicht der Leidensdruck allein nicht aus, um die Gesundung einzuleiten. Die meisten Suchtkranken wissen nicht, dass sie krank sind. Sie wissen auch nicht, dass Alkoholismus und Medikamentenabhängigkeit Krankheiten sind. Sie erleben ihre Sucht als ein individuelles, trauriges, eventuell tragisches Schicksal und versuchen, sich gegen Alkoholiker abzugrenzen. Wie weite Teile der Bevölkerung und auch noch viele Ärzte betrachten sie Alkoholismus als ein moral-ethisches Problem.

Über die Konsequenzen und die Dynamik der Suchtkrankheiten sowie über die Aussichtslosigkeit des von ihnen geführten "Kampfes" gegen ihre Sucht sind sie nicht informiert. Die bestehenden Hilfsangebote für Suchtkranke sind dem Betroffenen häufig unbekannt.

Es ist also zunächst für den Alkoholkranken eine große Hilfe, wenn er über Wesen und Verlauf der Alkoholkrankheit aufgeklärt wird.