Alkohol und Familie
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Alkoholismus ist eine Familienkrankheit. Der Partner wird zuerst mit dem Krankheitsbild konfrontiert und muss sich mit der Entwicklung des Trinkers auseinandersetzen. Bereits vor der Entwicklung exzessiven Trinkens verhindert Alkohol in der Regel Takt- und Schamgefühl so wie die Achtung vor dem Partner. Nach den wichtigsten Verhaltensweisen des Partners lässt sich die Entwicklung in folgende Phasen einteilen: 

(1) Verleugnungsphase: 

Auch der Partner fürchtet Diskriminierung und entwickelt Abwehr, so dass das Trinken vor anderen verharmlost wird und Angehörigen sowie möglichst auch den Kindern gegenüber verleugnet wird. Bei zunehmenden Spannungen zwischen den Partnern wird nicht selten nach außen durch engeres Zusammenrücken der Schein einer intakten Familie gewahrt.

(2) Interventionsphase: 

Kann das Problem nicht mehr vor Kindern und Angehörigen verheimlicht werden, versucht die Familie den Kranken vom übermäßigen Alkoholkonsum abzuhalten und fordert von ihm Versprechungen. Da er diese nicht einhalten kann, erhält er Vorwürfe, die ihn häufig zum vermehrten Trinken veranlassen und damit seine Krankheitsentwicklung fördern.

(3) Resignationsphase: 

Wird das Problem offensichtlich und lässt es sich nicht mehr vor der Umwelt verbergen, gerät die Familie in die Gefahr sozialer Isolierung. Sie erkennt, den Alkoholkonsum des Kranken nicht kontrollieren zu können und begnügt sich meistens mit kurzfristigen Zielen, z.B. trinke wenigstens nicht, wenn meine Eltern kommen.

(4) Erste Rollenwechselphase: 

Der Kranke wird zunehmend unfähiger, seine Aufgaben in der Familie zu erfüllen, so dass sein Partner mehr und mehr seine Rolle übernehmen muss.

(5) Fluchtphase: 

Bei weiterer Entwicklung versucht häufig der Partner, durch Trennung oder Scheidung dem Problem zu entfliehen. Oft wird mit Scheidung gedroht, die dann doch nicht durchgeführt wird. Nicht nur der Alkoholiker, sondern auch der Partner wird vielfach "rückfällig" .

(6) Trennungsphase: 

Es kommt häufig zur Trennung oder Scheidung. Die Familie reorganisiert sich ohne den Kranken.

(7) Zweite Rollenwechselphase nach Abstinenz des kranken Partners: 

Wird der Kranke abstinent, entstehen neue Konflikte, da er wieder seine alten Rollen beansprucht und ein neuer Rollenwechsel notwendig wird. Ängste, Misstrauen, alte Erinnerungen und Verletzungen sind zu überwinden, um ein harmonisches Familienleben wieder herzustellen. Der Partner, der stets mit krank wird, bedarf in dieser Phase besonders der Behandlung, da zahlreiche Ehen nach eingetretener Abstinenz zerbrechen.